Samstag, 27. Februar 2016

Fasten #5

Heute war Tag 1 einer Heilfastenkur, bzw Detox-Kur wie man es ja jetzt nennt!
Mich beruhigt dieser Gedanke irgendwie so sehr, nicht essen zu müssen. Planmäßig nichts zu essen. Ich hab mir erstmal nur bis zum 6. Vorgenommen, würde das ganze aber gerne auch noch zu einem richtigen großen Heilfasten ausweiten, maximal bis zum 14. .
Ich trinke allerdings dazu nur Wasser, also keine Gemüsesäfte/Brühe/Säfte. Danach ganz langsam aufbauen und versuchen ein normales Essverhalten zu entwickeln.
Ich will diese ganze Scheiße nicht mehr... ich hasse meinen Körper und ich hasse meine absolut zwanghaften hochgradig ungesunden und kaputten Essgewohnheiten. Mich zieht es jedes mal so sehr runter, wenn ich merke, dass ich mein ganzes Leben damit verbringe Kalorien zu zählen. Mir mein Leben "aufzusparen". Für den Moment an dem ich endlich so dünn bin wie ich es mir wünsche. Dann fängt das Leben erst an. Wenn du dünn bist.
Dabei war ich schon dünn. Aber nie dünn genug um endlich mit dem Leben anzufangen.
Und jetzt bin ich in diesem unglaublich hässlichen und lädierten Körper gefangen, der nie wieder auch nur ansatzweise dem entsprechen wird, was ich mir wünsche.
Einmal der Mensch sein, der ich schon immer sein wollte.
Nur einmal.

Stattdessen hat die Essstörung mir mein Leben geklaut. Jetzt bin ich 21 und alle anderen schauen auf glückliche Erinnerungen ihrer Jugend zurück. Ich schaue auf 11 Jahre hungern, fressen und Tränen zurück.
Sardinien 2009, ich war 14. Muss ich damals Glücklich gewesen sein, mit meinen Hosen in Kindergrößen und den Spindeldürren Ärmchen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich beim Frühstück immer Essen in meinen Backen "gebunkert" und bin oft aufs Klo gegangen um es wieder auszuspucken. Habe damals oft Essen nur gekaut und wieder ausgespuckt. Habe mich so gefühlt, und auch gesehen, als würde ich 80kg auf 1,60 wiegen. Im Bett gelegen und gesagt nicht hungrig zu sein, während in der Küche gekocht wurde. Mein Magen hat geknurrt und so sehr geschmerzt und ich hatte so einen schrecklichen Appetit. Aber habe gekämpft und nicht gegessen, während ich mir in die dicken Wangen gekniffen habe um mich zu überzeugen, dass dort noch Fett ist, das weg muss.
Mama und meine Schwestern waren Baden im Meer. Ich habe nicht einmal kurze Hosen oder Ärmellose Tshirts getragen. Dachte ich wäre unförmig und hässlich und schrecklich dick. Damals. 2009.

Ich bin fertig mit allem. Ich will nicht mehr das Mädchen mit der Essstörung sein. Ich will die sein, die im Leben steht und stark ist. Und darauf scheißt wie ihr Körper aussieht.

Es ist komisch, dass ich diese starken recovery Gedanken habe, jetzt wo ich lange fasten möchte. Ich hatte jetzt seit fast einer Woche keine wirklichen Sozialkontakte mehr... und entziehe mir die Nahrung. Das wirkt auf mich immer so als würde ich Drogen nehmen. Tatsächlich werde ich dann so unglaublich klar und selbstreflektierend wie auf einer kleinen dosis mdma. Und vom Fasten tagsüber so aktiv wie von Speed. Aber Fasten und Schweigen wird schon seit vielen hundert Jahren für Selbstfindungsprozesse verwendet, oder generell zum reflektieren und heilen, also wen wunderts.
Ich mache das ganze auch tatsächlich absolut nicht um schnell abzunehmen. Das halten ist danach sowieso immer schwierig. Ich mache es um zu heilen. Ich muss aufhören Essen und Hungern wie eine Droge zu missbrauchen und meinen Körper mit meinen Es(s)kapaden zu quälen. Deswegen schicke ich mich in den kalten Entzug. Die Essstörung ist ja auch ehrlich gesagt nur der Gipfel des Eisberges von Problemen meiner Persönlichkeit, an denen ich arbeiten muss.

Ich weiß nur, dass ich das hier wirklich dringend schaffen muss. Um meiner selbst willen. Ich muss mich selbst retten.

Tut mir leid, dass hier heute alles so durcheinander und verworren ist. In meinem Kopf sind 1000 Gedanken und ich muss sie ordnen.





4 Kommentare:

  1. Hey Indigo,
    Dein Post klingt schrecklich traurig aber gleichzeitig freue ich mich sehr, dass du mit dem Gedanken ans Gesundwerden spielst. Mit einer Essstörung kann man einfach nicht LEBEN. Und ich hoffe so sehr, dass du es schaffst.
    Dennoch natürlich viel Erfolg beim fasten. Und vielen Dank für deinen Kommentar <3
    Alles Liebe und Gute <3

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  2. danke für deinen rat :) ich denke ich mache das auch so, also mit dem plan. vielleicht krame ich einen alten heraus, aber ehrlich gesagt finde ich nach plan essen blöd, weil vielleicht habe ich um die uhrzeit keinen hunger/keine lust auf dieses gericht, ach, ich weiß auch nicht, sind vielleicht auch nur blöde ausreden, einen versuch ist es wert. :D
    kennst du einen guten ernährungsplan?

    zu deinem post (ich hab mich heute nacht übrigens durch deinen halben blog gelesen, haha)- kann ich nachvollziehen, also die recovery gedanken beim fasten, geht mir auch immer so. dann esse ich wieder und denke mir, warum da ganze.. und da hat amy schon recht, mit 'ner ES ist das leben ziemlich schwierig, weil es ein ewiges versteckspiel ist. ich habe bei mir, auch wenn ich nicht so lange essgestört bin wie du, längst schon aufgegeben. ich hänge am 'dünn sein' wie andere an ihrer familie oder ihrem partner, ist vielleicht so 'ne art ersatz weil ich beides nie wirklich hatte, haha.

    viel erfolg beim fasten noch
    <3

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  3. also ich finde deinen Post überhaupt nicht durcheinander, sondern gut nachvollziehbar und reflektiert. Vllt erscheint er dir so, weil all diese Erkenntnisse wie Puzzleteile sind, die du gefunden hast. Sie helfen weiter aber ergeben noch kein klares Bild.
    Und danke für deine lieben Kommentare. Weisst du, ich bin eigentlich sehr undiszipliniert. In allen möglichen Lebensbereichen. Dass es mit dem Abnehmen funzt liegt daran dass ich zur Zeit einfach kaum Appetit habe. Sonst sähe die Sache ganz anders aus. Ich vermute dass die Appetitlosigkeit an den Medikamenten liegt, die ich nehme. Es ist also eher Glück ^^'

    Und was die Maße angeht: Da sagst du echt was Wahres! So wirklich valide sind die nicht. Deswegen spielen die bei mir nur eine sehr untergeordnete Rolle. Von Zeit zu Zeit macht es mir aber manchmal Spaß sie zu ermitteln. Vor allem weil ich eine Motivationshose hab, bei der ich einen Oberschenkelumfang von 50 cm bräuchte um reinzupassen.

    Ich wünsch dir viel Kraft und Freude beim Fasten. Und das alles so funktioniert wie du es dir vorstellst

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  4. Ich wünsche dir viel Kraft. ♥

    Finchen.

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